Daniel Kunert - Musik-Medienhaus
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Rezensionen

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Johann Ludwig Krebs - Six Sonatas for Organ
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Interpret: Christian Schmitt
Instrument: Creutzburg-Orgel St. Cyriakus Duderstadt
777 888-2, P 2025
Label: cpo

Christian Schmitt, vielfacher Preisträger und gut beschäftigter Konzertorganist, seit 2014 Principal Organist der Bamberger Symphoniker und künstlerischer Leiter der dortigen Orgelreihe, seit 2021 auch Professor für künstlerisches Orgelspiel als Nachfolger von Ben van Oosten an der Codarts Universität Rotterdam, hat sich bei dieser CD einer für seine Gewohnheiten kleineren, umso liebenswürdigeren Aufgabe unterzogen. Die nicht datierten sechs Sonaten des Altenburger Schlossorganisten sind höchst galante Preziosen ihrer Art und die gewählte Orgel (1735, III/43) ist ein Vorzeigeinstrument für die Epoche des wohl späten Krebs. Schmitts Spiel ist natürlich ohne Fehl und Tadel, die hübschen kleinen Werklein leuchten in den verschiedensten Farben, die die schöne Orgel zu bieten hat. Ein instruktiver Beitrag von Andreas Bomba und die Disposition finden sich im Booklet.

Dass die Orgel einen nahezu unvergleichlichen Reichtum an 8‘- und 4‘-Stimmen hat – deren Klänge dem kammermusikalischen Charakter der Sonaten entgegengekommen wären - scheint Schmitt jedoch entgangen zu sein. Unnötig massiv sind oft seine gewählten Registrierungen, entsprechen nicht den differenzierten Möglichkeiten, die ein Hammerflügel der Zeit, für die die Sonaten ja auch gedacht sind, liefern würde. Mit dieser Anmerkung, aber vor allem wegen der schönen Orgel, sei die CD sehr empfohlen.

Rainer Goede
31.10.2025

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Johann Daniel Pucklitz - Opera Omnia 1 - Cantatas and Masses
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Interpret: Goldberg Baroque Ensemble, Goldberg Vocal Ensemble, Ltg. Andrzej Szadejko
902 2373-6, P 2025
Label: MDG

Andrzej Szadejko sei Dank, dass er die barocke Musikgeschichte Danzigs Stück für Stück aufarbeitet, ein Beispiel ist diese CD mit Werken von Johann Daniel Pucklitz.
Pucklitz (1705 -1774) stammte aus einer Stadtpfeiferfamilie und wurde wohl von Maximilian Dietrich Freislich, dem Musikdirektor der Marienkirche, ausgebildet. Dort wurde er 1731 auch Mitglied der Kapelle, 1741 auch Ratsmusiker. Er veranstaltete Privatkonzerte und wirkte als Kellermeister am Artushof. Heute sind noch 62 Kompositionen (Kantaten, Oratorien, Missae brevis) greifbar, die er vielleicht als Vertreter des Kapellmeisters Johann Balthasar Christian Freislich (1687 – 1764), Sohn seines Vaters Maximilian Dietrich, geschrieben hat.

Mit seinen beiden Vokal- und Instrumental-Goldbergensembles und den Solisten Gudrun Sidonie Otto, Elvira Bill, Georg Poplutz und Thilo Dahlmann gelingt Szadejko eine potente Wiederbelebung von zwei luth. Kyrie-Gloriamessen und fünf Kantaten, die mit kurzen Eingangschören, Rezitativen und einem Schlusschoral je eine längere Arie zum Mittel- und Höhepunkt haben. Pucklitz schreibt einen gefälligen galanten Stil, der ihn zum Vertreter einer neuen Generation werden lässt. Frappant sind die Choräle im Satz Note gegen Note, eine Silbe pro Akkord im Gegensatz zu den ausladenden Arien.
Was musikalisch durchaus überzeugend (bis auf die schlechte Aussprache der Schlusskonsonanten) ausgeführt ist, kann dieses Mal nicht von der Aufnahmetechnik gesagt werden. Ist es der Raum ohne jeden Nachhall, die zu direkte Aufnahme - die klangliche Wiedergabe befriedigt leider gar nicht, degradiert die Ausführende manches Mal zu einem laienmäßigen Klang. Was war da los?
Wer aber die gute Kirchenmusik des barocken Danzigs kennenlernen will, der ist hier natürlich super bedient. Szadejko sei Dank!

Rainer Goede
03.11.2025

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Claude Balbastre, Pièces de Clavecin 1er Livre (1759)
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Interpret: Marek Toporowski
2 CDs, 97560, P 2025
Label: Brilliant

Claude Balbastre (1724 – 1799), gebürtig in Dijon, wo er auch den ersten Unterricht erhielt von seinem Vater und dann Claude Rameau, dessen Bruder Jean Philippe ihn nach Paris vermittelte. Dort wurde er 1755 Leiter der damals bekannten «Concerts Spirituels des Tuileries», 1760 Organist an Notre-Dame de Paris, 1766 Organist beim Bruder des Königs und späteren König Ludwig XVIII. und Cembalist am Hofe des Königs, wo er Marie-Antoinette und den Herzog von Chartres unterrichtete. 1776 wurde er Organist der Chapelle Royale.
Bekannt, ja Mode, wurde er bereits zu Lebzeiten und ist es auch heute noch durch seine Variationen von Noels, die damals „Renner“ im Sinne des Wortes auf Notre-Dame waren. Die französische Revolution ließ ihn verarmen, auch seine Kompositionstätigkeit auf Werke für revolutionäre Festlichkeiten, die er in Notre-Dame, dem „Tempel der Wahrheit“, spielte, halfen da nicht viel.

Die 4 Suiten mit «Noëls variés» (1770) sind nach wie vor populär,die Variationen über die Marseillaise (1792) (Marche des Marseillois et l’Air Ça-ira Arrangés pour le Forte Piano / Par le Citoyen C. Balbastre / Aux braves defenseurs de la Republique française l’an 1792 1er de la Republique) eine Kuriosität! Anders schaut es bei den beiden Bänden mit Cembalowerken (1748 und 1759) aus, von denen Marek Toporowski hier den zweiten Band eingespielt hat. Es handelt sich um Stücke in der Tradition von Rameau, wohlwollende Charakterstimmungen gewidmet hochgestellten Pariser Persönlichkeiten, bestimmt zum Amüsement einflussreicher Gönner in Formen u.a. einer Ouverture, Gavotte, Musette.
Toporowski widmet sich im Booklet neben der Vita den Widmungspersonen, eine fleißige Forschungsarbeit. Sein engagiertes Spiel macht die kleinen Piècen, Nischenprodukte des Hofes, zu lauter Köstlichkeiten der späten klassischen Epoche in Frankreich, denen man gerne zuhört!

Rainer Goede
31.10.2025

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Bach’s Horns
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Interpreten: Solomon’s Knot, Ltg. George Clifford
115, P 2025
Label: Prospero in Co-Production mit BR Klassik, Aufnahmeleitung: Lutz Wildner

Was für eine Aufnahme aus der Bachwoche Ansbach 2023! Schnelle Tempi, höchste Virtuosität, durchdachtes Programm, indem die Sätze des Brandenburgischen Konzertes in die Kantate passend verteilt wurden, präsente Aufnahmetechnik, mehr kann man nicht wollen! So wird das Brandenburgische Konzert zwar zu einem Jagdkonzert, aber warum nicht? Höhepunkte wie das Gloria der F-Dur-Messe oder das Trio II des Menuets hört man nahezu atemlos an, aber auch alle anderen Sätze des Programms zeichnen sich durch absolute Qualität der Wiedergabe aus, nur eine Textverständlichkeit ist kaum gegeben, geschenkt!

Zwei sehr lesenswerte Beiträge im gut bebilderten Booklet stammen von der Hornistin Anneke Scott und dem Intendanten Andreas Bomba. Eine CD, die einen Ehrenplatz im Regal verdient!

Rainer Goede
08.11.2025

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Organ interpretation, The North German school
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Autor: Paolo Crivellaro
2 Bände, Softcover
02.E01 978-3-9821872-6-6 / BE 03.E01 978-3-9821872-7-3
Verlag: Blockwerk Editiones BE, Villanova (USA)

Kürzlich erschien die englische Fassung des höchst instruktiven Bandes von Paolo Crivellaro zur norddeutschen Orgelmusik. Der Band erschien deutschsprachig bereits 2014 bei Carus (CV 60.010), wo er auch heute noch erhältlich ist. Darum sei hier die Rezension von damals noch einmal wiedergegeben:

Mit diesem Band legt der Berliner Professor für künstlerisches Orgelspiel (Universität der Künste Berlin) ein Handbuch von gut 200 Seiten vor, das allen Studierenden als einprägsame Zusammenfassung des Lernstoffes nur wärmstens empfohlen werden kann, auch wenn der Preis von 68,- EUR (heute 78,- € Anm. d. Red.) etwas abschreckt. Für alle anderen bietet der Band eine Kurzzusammenfassung des genannten Stilkreises, die an Laukviks „Orgelschule zur historischen Aufführungspraxis“ oder auch Beckmanns „Die Norddeutsche Orgelschule“ anknüpft.

Nach der historisch begründeten Definition des Themas und Erläuterung der Überlieferung, der Werkgattungen und des Orgeltyps beschäftigt sich der Autor mit den praktischen Aufführungsproblemen dieses Literaturbereiches wie Tempo, Gebrauch des Pedals, Registrierung, Ornamentik usw. und belegt dies alles mit etlichen Zitaten der Zeit. Die wichtigsten Orgelbauer von Niehoff bis Schnitger und die wichtigsten Organisten von Johann Steffens bis Bruhns werden mit eigenen Abschnitten portraitiert zusammen mit den Orgeln, die sie gebaut, bzw. betreut haben. Das Studium des Buches enthebt den Leser natürlich nicht der Notwendigkeit, sich bei der Interpretation eines Literaturstückes weiterer Quellen zu vergewissern. Zum einen sind immer noch nicht alle Quellen vollständig ediert und in ihrer Bedeutung erklärt – so lässt z.B. Harald Vogel mit seiner Arbeit über die Registrierangaben des Lüneburger Organisten Jost Funcke von 1573 immer noch auf sich warten (inzwischen erschienen) – zum andern können schon aus Platzgründen nicht alle Quellen und Themenbereiche - z.B. liturgische Einbindung, Stimmtonhöhen und Winddrücke, Artikulationen - hier erschöpfend behandelt werden. So bleiben denn auch Wünsche nach Verständlichkeit offen, etwa, was den Gebrauch des Cornet 2‘ im Pedal angeht, oder den Registerwechsel bei den Choralphantasien. Doch regt das Buch unmissverständlich dazu an, jeweils alle erreichbaren Quellen um einen Orgelbauer, Komponisten und ihre Werke genauer zu sichten und für die eigene Interpretation nützlich zu machen. Dass immer noch Studierende ohne ausreichendes Fachwissen von ihren Hochschulen entlassen werden, musste der Rezensent erst kürzlich bei einem Orgelkonzert wieder erleben, wo nur untadeliges Fingerspiel zu hören war, aber alle anderen Qualitäten vermisst wurden.

Rainer Goede
31.10.2025

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De profundis
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Interpret: Gudrun Sidonie Otto, Sopran / Andreas Liebig, Orgel
25050, P 2025
Label: arcantus

Works for Soprano and Organ by Bach, Reubke, Reger, Nono, Gubaidulina & Mannecke

Die mächtige Mathis-Orgel des Basler Münsters (2003, IV/69) überfällt den Hörer gleichsam wie ein Aufschrei des „De Profundis“ mit Bachs g-Moll-Phantasie, BWV 542. Wer Bach hören möchte, ist hier am falschen Platz, denn zusammen mit der Akustik des Münsters ergibt sich nur ein schwer durchhörbares gewaltiges Brausen. Wer sich allerdings einlässt auf die Progammatik der CD, der versteht diese Eröffnung, die dank der ausgezeichneten Sopranistin Gudrun Sidonie Otto und des ebenso ausgezeichneten Münsterorganisten Andreas Liebig eine Fortsetzung findet, die niemand erwartet. Die Wiedergaben der Solokompositionen von Sofia Gubaidulina und Luigi Nono durch Otto sind nur zu bewundern, sie bewegt sich da auf einsamen Höhen der Vokaltechnik, toll, was da vor dreißig Jahren komponiert werden konnte und heute nach wie vor unerhört ist.

Anlass für die CD war wohl die Millenniumfeier des Münsters 2019, zu der Daan Mannecke seinen Psalm 65 beisteuerte. Abgerundet wird das Programm mit Bachs Choral im alten Stil „Aus der Tiefe rufe ich“ aus dem III. Teil der Clavier-Übung (1739), Max Regers Komposition desselben Chorals op. 67,3 und Reubkes Sonate zum 94. Psalm, der eine großartige Wiedergabe durch Liebig erfährt. Das Booklet mit einem eindrucksvollen Cover bringt neben Programm-Einführung, den Texten, Vorstellung der beiden Solisten und der Disposition eine Kurzgeschichte der Münsterorgeln, in der der Mathis-Orgel ihre derzeitigen Schwächen bescheinigt werden.
„De profundis“ ruft da offenbar der Münsterorganist.

Rainer Goede
31.10.2025

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Bach vs. Scheibe
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Interpret: Marie-Sophie Pollak, Concerto Köln, Leitung: Max Volbers
0304099, P 2025
Label: Berlin Classics

Johann Adolph Scheibe (1708 – 1776) besaß den Mut (oder Frechheit), 1737 eine abwertende Glosse über einen berühmten Kollegen der älteren Generation zu schreiben, die ihn bis heute bekannt (und berüchtigt) machen sollte. Seinen Anwurf konterte der Leipziger Rhetorik-Dozent Johann Abraham Birnbaum (1702 – 1748), der dadurch seither auch bekannt blieb. Dieser Streit ging um den Stilwechsel vom Barock zur Klassik, im Nachhinein also nichts, worum man streiten dürfte. Nichts anderes als das würde man so manchem Streithansel heute gerne in die nächste Mail schreiben.
Was blieb, war Bach u.z. unbestritten. Was kam, kann man nun wirklich bestaunen in der vorliegenden CD, wunderschöne Musik von Scheibe, des dänischen Hofkomponisten, der er zwischen 1740 und 1748 war und dem er auch danach verbunden blieb. Ihr Musik von Bach gegenüberzustellen, ist natürlich so naheliegend wie kaufanreizend. Das Ergebnis ist dank der hervorragenden Sopranistin Marie-Sophie Pollak und ihrer Mitstreiter einsam schön mit kräftigem Anreiz zum mehrmaligen Anhören!

Scheibe, Herausgeber und Autor der Zeitschrift Der Critische Musicus, die sich mit musikalischer Ästhetik befasste, hat damit eine Ehrenrettung erfahren, die ihm wirklich gebührt. Selbstverständlich ist seine Musik sehr schön, ebenmäßig und virtuos reizvoll, voller eigenständiger Farben und Inventionen. Nur mit der Polyphonie hat er es nicht so wie der in der Glosse genannte aber von ihm sonst auch hochgelobte Leipziger Meister.
Großen Verdienst erwarb sich mit dieser CD der junge Blockflötist und Cembalist Max Volbers, der hier Concerto Köln inspiriert leitet, das Programm erarbeitete und die Werke Scheibes edierte. Er schrieb auch den Booklettext. Scheibes Werke sind zum allergrößten Teil nicht greifbar, so dass auf Volbers o.a. noch eine große Aufgabe wartet. Erst dann wird man Scheibe richtig bewerten dürfen. Diese CD ist ein bemerkenswertes Versprechen!

Rainer Goede
31.10.2025

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O Traurigkeit, o Herzeleid
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Komponist: Daniel Kunert
Celle 2025, 0325-06, 3,25 €, Mindestbestellmenge: 10 Exemplare
Besetzung: 3stg. gem. Chor SAM
Verlag: Daniel Kunert

Das barocke Passionslied „O Traurigkeit, o Herzeleid“ einmal ganz ohne Männerstimmen – dies hat Daniel Kunert im dreistimmigen Satz für Frauenchor bearbeitet, kurz und prägnant, mit überraschenden Wendungen, in eindringlicher Tonsprache, mit intensiven Wort-Ton-Beziehungen, dynamisch und ausdrucksstark.
Interessant, wie traditionelle rhetorische Figuren wie ein passus duriusculus (absteigende Chromatik) in Verbindung mit einer suspiratio (Seufzer), absteigende Katabasis („wird ins Grab getragen.“) und aufsteigende Anabasis („O große Not!“) unmittelbar verständlich wirken und in zeitgenössisch modalem Klanggewand ganz neu erscheinen.
Für das Singen und Hören ist es auch sehr hilfreich, dass der Satz sich nicht nur aus dem Einklang auffächert („O Traurigkeit“), sondern auch an passender Stelle („einigs Kind“) ins Unisono zurückkehrt.

Torsten Laux
Celle, 06.04.2025

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Francois d’Agincour - Complete Organ Music
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Interpret: Nishikawa, Chikako
Instrument: Andreas Zeni-Orgel Chiesa dei SS Giuseppe e Luca di Budoia, Italien
97011 / P2025
Label: Brilliant Classics

François d’Agincour (* 1684 in Rouen; † 1758 ebenda) war Schüler von Jacques Boyvin, und Nicolas Antoine Lebègue. 1701 bis 1706 war er Organist der Kirche Sainte-Madeleine-en-la-Cité in Paris und wurde dann der Nachfolger von Boyvin bis zu seinem Tod. Oktober 1714 wurde d’Agincour einer der vier königlichen Organisten der Chapelle Royale und wurde damit Nachfolger von Louis Marchand. 1726 wurde er auch Organist der Kathedrale von Rouen. Sein Oeuvre ist sehr schmal, Chikako Nishikawa, Managerin von Stefano Molardi, hat es auf der kleinen aber klangschönen Zeni-Orgel (2000, II/17) in Budoia eingespielt. Es umfasst 46 kurze Stücke in 6 Zyklen, wie sie zu seiner Zeit in Frankreich üblich waren. Kaum eines dauert länger als 1 ½ Minuten, was wahrscheinlich dem Usus in Rouen geschuldet war.
Schöne Musik, gut gespielt auf einer schönen Orgel in einet etwas trockenen Akustik, aber auch etwas ermüdend durch den schnellen Wechsel der Stücke.

Rainer Goede
13.10.2025

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Eine Arnstädter Tabulatur
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Herausgeber: Wilhelm, Rüdiger
om356 / Beeskow 2025 / 19,- €
Besetzung: Orgel
Verlag: ortus organum

15 Choralbearbeitungen für Orgel

Den vielen greifbaren Choralvorspielbänden mit Kompositionen der Barockzeit hat Rüdiger Wilhelm noch eine Ausgabe hinzugefügt: die Arnstädter Tabulatur, die 15 Choralbearbeitungen aus der Zeit um 1700 enthält. Neben 7 Bearbeitungen von Johann Michael Bach und Johann Praetorius enthält sie 8 Bearbeitungen eines anonymen Orgellehrers oder eines Schülers aus Thüringer Tradition. Die Quelle, ein Faszikel, das in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt wird, fällt durch ein paar Eigenheiten auf, so u.a. Verlängerungsstriche bei punktierten Noten, die der Herausgeber in den Notentext auch übernahm. Der Schreiber der Quelle notierte auch die Verteilung der Stimmen auf die beiden Hände, sie verzeichnet der Herausgeber ebenfalls im Notentext wie auch die Seitenangaben der Quelle.

Bemerkenswert ist die Praxis in einem 3-stg. Satz, einen planen Cantus firmus im Tenor mit einer tiefoktavierenden Pedalstimme zu verdoppeln, so findet es sich bereits bei Pachelbel einige Male. Die zumeist 4-stg. Manualsätze mit Cf im Sopran oder Bass im Pedal sind ansprechend komponiert, einigen sieht man ihre Entstehung im frühen Stadium eines Orgelschülers an. Auch ein Tenor-Cf im dreistimmigen Manualsatz in der kleinen Partita „Du Friedefürst“ kommt vor, der am besten nach den Registrier-Angaben Georg Friedrich Kauffmanns mit einer Zungenstimme realisiert werden kann. „Aus tieffer noth“ beginnt und schließt mit einer frz. Ouvertüre, eine singuläre Idee! Einen besonderen Hinweis braucht Johann Michael Bachs Bearbeitung „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘“, ein Begleitsatz auf dem Werk mit Zwischenspielen auf dem Rückpositiv, die im Gegensatz zu den bekannten Bachsätzen fugiert gearbeitet sind, auch das wohl eine nur hier nachweisbare Begleitpraxis der Barockzeit. Geschenkt ist die zusätzliche Transposition der Bearbeitung „Nun lasst uns Gott, dem Herren“ für die heutige Praxis.

So bringt der Band sowohl Gängiges wie Überraschendes, die Ausgabe ist mit Vorwort, Kritischem Bericht und Faksimiles ein gutes Beispiel für die heutige Editionspraxis, dem Verlag sei dafür wieder gedankt.

Rainer Goede
12.10.2025

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Mühlhäuser Müntzer Musik
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Komponist: Kropp, Christian
0525-06 / 6,75 €
Besetzung: Posaunenchor
Verlag: Daniel Kunert

Am 5. April 2025 wurde in Mühlhausen (Thüringen) nach einem damals nicht ausgeführten Entwurf von Albrecht Dürer (1471-1528, Nürnberg) im Jahr des 500jährigen Gedenkens des Deutschen Bauernkrieges – anlässlich des 500. Todestages des Pfarrers der Marienkirche in Mühlhausen Thomas Müntzer, der in der Stadt Mühlhausen 1525 nach der militärischen Niederlage der aufständischen Bauern hingerichtet wurde – nun endlich eine vom Künstler Timm Kregel realisierte Säule zum Bauernkrieg eingeweiht.

Zu diesem Anlass hat Christian Kropp seine inzwischen bereits im Verlag Daniel Kunert – Musik-Medienhaus veröffentlichte Mühlhäuser Müntzer Musik für Orgel nun für die dafür erforderliche Besetzung für einen vierstimmigen Posaunenchor umgearbeitet. So ist eine feierliche Fanfare (174 Takte auf vier Partiturseiten) entstanden, und dazu auch noch eine auf zwei Partiturseiten mit nur noch 50 Takten gekürzte Version.

Die Tonsprache scheint konventionell, zunächst führen zweitaktige solistische Phrasen der Sopranstimme, dann der Bassstimme, immer wieder zu abschließenden Akkorden, doch von Anfang an führen überraschende Entwicklungen doch zu dem sich verdichtenden Eindruck, dass hier auf neuartige Weise die historischen Ereignisse in unsere Zeit und unser heutiges Vorstellungsvermögen übersetzt und reflektiert werden.  
Dadurch mag sich dieses originelle und gelungene Stück auch für andere Anlässe und Gelegenheiten, die eben nicht nur festliche Fröhlichkeit, sondern auch zerklüftete Zerrissenheit nahelegen, als sehr passend und geeignet erweisen.
Die durchaus interessanten Akkordfolgen erfordern dabei harmonisches Verständnis und Intonationssicherheit, doch hat die Komposition den Praxistest mit einem aus Amateuren bestehenden Posaunenchorensemble sicher sehr gut bestanden, zumal Matthias Schwarzkopf, der als Leiter der Uraufführung den ausdrücklichen Dank des Komponisten sicher verdient hat, „mehr als eine wertvolle Hilfe bei der Komposition war“, wie es im Vorwort von Christian Kropp heißt.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 31.07.2025

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Puppentheater
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Komponist: Metelka, Jakub
ISMN: 979-0-2601-1009-0 / BA11579 / 15,95 €
Besetzung: Klavier
Verlag: Bärenreiter

„Puppentheater“: 20 Miniaturen für Klavier von Jakub Metelka
Im Bärenreiter Verlag Praha sind 20 kleine, sehr leicht spielbare, emotional starke, rhythmisch interessante Charakterstücke für Klavier von Jakob Metelka erschienen.

Als Kirchenmusiker bedauere ich selbstverständlich, dass diese durchaus aussagekräftige Programm-Musik - dem Namen des Zyklus entsprechend - natürlich weltliche Themen behandelt und dementsprechend betitelt ist: „Glöckchen“, „Kasperle“, „Märchenland“, „Der weise König“, „Trauermarsch“, „Silhouette“, „Der Zauberer“, „Das verzauberte Königreich“, „Die Prinzessin“, „Banditenangriff“, „Der Zauberwald“, „Der Ritter“, „Die Zwerge“, „Großmutters Hütte“, „Der Zauberspruch“, „Der Prinz und sein Pferd“, „Hochzeitstag“ „Tanz der Hofdamen“, „Der kleine Ring“, „Der Vorhang“.
Aber gleichzeitig freue ich mich über diese erfrischenden Ideen, die als inspirierende Anregungen zur Improvisation am Klavier dienen können, aber auch mithilfe einiger Kreativität leicht an Orgeln jeder Art und Größe angepasst werden können. Und da es sich tatsächlich um Miniaturen handelt, sind diese 20 wirklich kurzen kostbaren wertvollen Stücke nur minimal ausgearbeitet und dadurch um so offener für eigene improvisierende Weiterentwicklungen.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 29.09.2025

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Johann Sebastian Bach
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Interpretin: Lea Suter
Bestellnummer MDG 921 2347-6 / 2025
Verlag: MDG

Vor etlichen Jahrzehnten verschob sich die Praxis der Wiedergabe der Klavierwerke Bachs allmählich vom romantischen Konzertflügel auf das Cembalo. Hört man diese CD, so geht die Reise nun weiter zum Clavichord. Was keine Neuentdeckung ist, aber eine neue Wertschätzung und mancherorts schon lange im Programm, z.B. bei der Greifswalder Bachwoche. Der Gebrauch der Clavichorde ist seit dem 14. Jahrhundert belegt, seither dient es als Haus- und Studieninstrument für alle Tasteninstrumente, das waren zunächst die Orgeln, im 15. Jh. die Cembali in vielerlei Gestalt, dann in gut situierten Häusern im 17. Jh. Hausorgeln und im 18. Jh. die Hammerflügel, zu denen sich im Anfang des 19. Jh. noch das Harmonium gesellte. Seit dem Ende des 19. Jh. dominierte der große Konzertflügel, bzw. das häusliche Klavier das Geschehen.
Die Vorzüge des Clavichords sind bekannt, dynamische Gestaltung, hohe Anschlagskultur, unbegrenzte Aufstellungsmöglichkeiten. Was es nicht bietet, ist Lautstärke, die große Räume füllt, ein Vorzug in unserer Zeit, in der jede angenehme Stille nahezu jederzeit zugedröhnt wird. Bei einer CD-Aufnahme spielt das keine Rolle. Mit gezielten Überlegungen zum Gebrauch des Instrumentes nach Anmerkungen Adlungs spielt Lea Suter die Partita No.6 e-Moll, BWV 830, die Chaconne aus der Partita No.2 d-Moll für Violine, BWV 1004, und die Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll, BWV 903.
Äußerst wohltuend ist das klangliche Ergebnis ihrer Studien, höchste Intensität, Intimität und sorgfältiges Gestalten zeichnen ihr Spiel. Der Rezensent bleibt nicht nur völlig kritiklos, sondern ist restlos begeistert. Gerne ist man gespannt auf weitere Einspielungen der Cembalistin, Organistin, Orgelbauerin und Lehrbeauftragten in Den Haag. Ihr Programm ist angeregt von Bachs Äußerung, er hätte die Violin-Chaconne auch auf dem Clavichord gespielt und nur notwendige Harmonien ergänzt. Für nächste Clavichord-Einspielungen gerne anderer Komponisten braucht es nur noch den Hinweis auf diese gelungene CD!

Rainer Goede
05.09.2025

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Des Lichtstrahls dreifache Töne
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Komponist: Rainer Bischof
ISMN: 979-0-012-19958-8 / DO42883 / 12,80 €
Besetzung: 4stg. gem. Chor
Verlag: Doblinger

Der deutsche evangelische Kleinbauer, Holzfäller und Schmetterlingssammler Christian Wagner (1835-1918) in Warmbronn (seit 1975 Ortsteil von Leonberg im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg) schrieb 1860 für seine Mutter sein erstes Gedicht und 1865, beeinflusst von Friedrich Schiller (1759-1805), dem großen idealistischen Dramatiker der deutschen Klassik, sein eigenes Schauspiel „Abi-Melech“, 1885 begann er mit der Veröffentlichung „Märchenerzähler, Bramine und Seher“ als Schriftsteller erfolgreich zu werden.

2008 komponierte Rainer Bischof ein vierstimmiges unbegleitetes Madrigal über dieses kurze kostbare Gedicht von Christian Wagner, das aus der antiken, aus Platons Philosophie wurzelnden, Trias des Wahren, Schönen und Guten, die für das Zusammenwirken von Wissenschaft, Kunst und Ehtik steht, ewigen Ruhm für Künstler und besonders auch Musiker abzuleiten scheint:

Des Lichtstrahls dreifache Töne
Sind wohl der Quell allen Seins
Das Wahre, das Gute, das Schöne
Auch diese Dreie sind Eins

Und wer dem Wahren und Schönen
Und Guten sein Leben geweiht
Der zählet zu Gottes Söhnen
Und bleibet in Ewigkeit.

Bischof hat eine wirklich anspruchsvolle, betörende Kostbarkeit geschrieben, die Peter Lang und seinem Mozart Knabenchor Wien zugeeignet, von hervorragenden Dirigent:innen und geübten Chören angemessen interpretiert werden kann, jedoch Chören und Chorleiter:innen, die mit einer zeitgenössischen Tonsprache weniger vertraut sind, sicher einige Schwierigkeiten in der Bewältigung der Aufgaben vor allem in den Bereichen harmonisches Verständnis und Intonationssicherheit, Tonumfang und Dynamik, Rhythmik und Agogik bereiten wird.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 31.07.2025

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Leben statt Leere
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Herausgeber: Kulturbüro des Rates der Ev. Kirche in Deutschland
ISMN: 979-0-012-20734-4
Paperback, 240 Seiten
Verlag: Kulturbüro des Rates der EKD

Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen

Angesichts zurückgehender Finanzmittel und Kirchenmitgliederzahlen ist die Schließung von kirchlichen Gebäuden längst in den Fokus notwendiger Sparmaßnahmen gerückt. Wer schon einmal miterlebt hat, dass eine Kirche entwidmet werden musste, der weiß, was dies für die Betroffenen vor Ort in vielfältiger Hinsicht bedeutet. Selbst kirchenferne Menschen reagieren oft bestürzt, wenn sich abzeichnet, dass die „Kirche nicht mehr im Dorf“ bleiben wird.

Doch ganz so ist es natürlich nicht: Die Schließung/Entwidmung einer Kirche ist in den allermeisten Fällen mit der Frage danach verbunden, ob und wie sie künftig alternativ genutzt werden kann. Häufig stehen solche Gebäude unter Denkmalschutz, oder ein Abriss kommt aus anderen Gründen nicht in Betracht. Mitten in dieser Situation, mit der sich in zunehmendem Maße Kirchenvorstände, Presbyterien und Pfarrgemeinderäte auseinandersetzen müssen, ist nun eine Publikation mit dem Titel „Leben statt Leere – Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen“ erschienen – herausgegeben von Klaus-Martin Bresgott (Kunsthistoriker und Dirigent), Johann Hinrich Claussen (Theologe) und Stefan Rhein (Historiker) in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro des Rates der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) und großzügig unterstützt von der Wüstenrot Stiftung.

Um es vorwegzunehmen: Die Lektüre dieser Ausgabe ist nicht nur all denjenigen zu empfehlen, die sich mit herausfordernden, ja oft auch überfordernden Fragestellungen rund um die Aufgabe von kirchlichen Gebäuden konfrontiert sehen. Das großformatige Buch wird darüber hinaus sicherlich viele Interessierte finden, die allein schon von der Fülle an Bildern bzw. Illustrationen in den Bann gezogen werden dürften, die die zahlreichen Textbeiträge anschaulich ergänzen.

Zweiunddreißig Autorinnen und Autoren verschiedener Fachgebiete wie u. a. Architektur, Städteplanung, Denkmalpflege, Theologie, Kunstgeschichte, kulturelle Bildung und Soziologie betrachten die Frage nach der künftigen Nutzung entwidmeter Kirchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie beschreiben Entwicklungen und Projekte, zeigen mögliche Konzepte auf, lassen die Leserin und den Leser an bisher gemachten Erfahrungen teilhaben und tragen so zu einer anregenden, vielfältigen und bunten Gesamtschau auf das Thema bei.

Allen Beiträgen gemeinsam ist eine positive Grundhaltung: nicht die Belastungen und Konsequenzen durch Leerstände werden erörtert, sondern der Fokus ist auf zuversichtliche Perspektiven und die Chancen neuer Wege gerichtet – weg von einer gewissen Isoliertheit örtlicher Kirchengemeinden hin zu einer Öffnung in die Gesellschaft hinein. So weist der Autor Jörg Beste darauf hin, dass sich aus dem Gebot der Nächstenliebe auch der bestehende Auftrag für die Kirche ableitet, weiterhin Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen, zumal ein Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen dem nicht entgegensteht.

Ungemein spannend ist es, bei der Lektüre dieses Buches vielfältigen Aspekten nachzuspüren und sich mit den Ideen auseinanderzusetzen, die bereits zu interessanten, teilweise auch ungewöhnlichen und erstaunlichen Beispielen der Umsetzung von Kirchennutzungen in Deutschland und den Nachbarländern geführt haben. Sie zeigen: Kirchenräume sind viel mehr als reine Gottesdiensträume, und sie bieten ungeahnte, oft auch Mut und Fantasie erfordernde Möglichkeiten, bei denen natürlich auch das jeweilige kommunale und soziale Umfeld von großer Bedeutung ist.

Die Städteplanerin Leona Lynen bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Umnutzung von Kirchengebäuden ist mehr als eine Frage der baulichen Erhaltung oder der wirtschaftlichen Tragfähigkeit – sie ist eine Einladung zum Gestalten und eine gesellschaftliche Frage, die Haltung verlangt. Es geht darum, bestehende Räume neu zu denken und Orte zu schaffen, in denen Menschen erleben, dass Veränderung möglich ist. Dazu braucht es streitbare, individuelle Ansätze und Raum für Experiment und Innovation. Kirchengebäude sind zu kostbar, um sie dem Verfall zu überlassen. Sie sind auch zu wertvoll, um sie einer schwindenden Gläubigengemeinschaft allein vorzubehalten. Die Umnutzung von Kirchen kann nicht nur dabei helfen, wertvolle Gebäude zu erhalten, sondern auch zur Stärkung von Gemeinsinn und Demokratie beitragen.“

Angesichts der heutigen Zeit gesellschaftlicher und politischer Umbrüche ist „Leben statt Leere“ ein wertvolles Plädoyer für Zuversicht, Mut und für das, was in einem Kirchenliedtext unserer Zeit oft und gern gesungen wird: „Vertraut den neuen Wegen…“ .

Martin Winkler
Bad Oeynhausen, 09/2025

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Liebeslied
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Komponist: Christian Vorbeck
Celle 2025, 0625-03, 3,25 €
Besetzung: Sopran und Klavier
Verlag: Daniel Kunert

nach einem mittelalterlichen Minnelied

Schon 2001 komponierte Christian Vorbeck (gewimdet „für Barbara“) diese filigrane, bis auf nur zwei gleichzeitig anzuschlagende übermäßige Dreiklänge, ausschließlich ein- bis zweistimmig notierte, intime Kostbarkeit, an der diese Veröffentlichung uns nun endlich Anteil nehmen lässt – nach 24 Jahren!

„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ schrieb schon Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776 Königsberg – 1822 Berlin), „Wo die Worte aufhören, beginnt die Musik“ Heinrich Heine (1797 Düsseldorf – 1856 Paris), und „Musik spricht da, wo Worte fehlen“ Hans Christian Andersen (1805 Odense – 1875 Kopenhagen): diese berühmten Worte romantischer Schriftsteller erweisen sich auch in dieser kurzen Komposition in nur 24 (!) Takten einmal mehr als wirklich wahr, denn dieses kleine reizvolle aparte Stück geht emotional – trotz einer durchaus herben Tonsprache – mit außerdem sehr effektiv eingesetztem nicht zu großem Aufwand doch noch sehr viel tiefer, als es die Worte nach einem oft zitierten mittelalterlichen Minnelied vermögen könnten:

Du bist mein, ich bin dein;
des sollst Du gewissen sein.
Du bist verschlossen
in meinem Herzen.
Verloren ist das
Schlüsselin,
jetzt musst Du
immer bleiben drin.

Du bist mein,
ich bin Dein,
ich bin Dein.

Der gegen Ende des 12 . Jahrhunderts verfasste originale Text

Du bist min, ih bin din.
Des solt du gewis sin.
Du bist beslozzen
in minem herzen,
verlorn ist das sluzzellin:
du muost ouch immer darinne sin.

eines anonymen Schriftstellers findet sich am Ende eines Liebesbriefes in der Tegernseer Briefsammlung in der Bayerischen Staatsbibliothek, er gilt als ältestes mittelhochdeutsches Liebeslied oder Liebesgedicht, jedenfalls gehören diese wenigen Worte zu den bekanntesten Beispielen deutscher Poesie des Mittelalters.

Dr. phil. Christian Vorbeck wurde 1977 in Aschaffenburg geboren und besuchte dort das musische Gymnasium Carl-Theodor-von Dalberg. Nach seinen Studien an der Hochschule für Musik in Köln und an der Universität der Künste in Berlin bis zur A-Prüfung (mit Auszeichnung) für Katholische Kirchenmusik, Diplom Orgel und Diplom Orgelimprovisation, sowie privatem Studium der Komposition bei Prof. Theo Brandmüller (Saarbrücken) wurde er 2004 Kantor an St. Marien Witten (Westfalen).

Im Verlag Daniel Kunert wurde unter anderem bereits sein Prélude et fugue, ein bedeutendes, ungewöhnliches, markantes und ausdrucksstarkes Orgelstück (14 Seiten) in steter Abwechslung von Spannung und Entspannung, veröffentlicht.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 31.07.2025

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Davids Viktoria
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Komponist: Rainer Bischof
ISMN: 979-0-012-20734-4 / DO03411 / 19,80 €
Besetzung: Violine und Viola
Verlag: Doblinger

2019 komponierte Rainer Bischof als „duo amoroso“ für Violine und Viola zur Vermählung von David und Viktoria ein nach ihnen benanntes einsätziges Stück, das in zeitgenössischer Tonsprache ein Programm in fünf Schritten, das darin fast ein wenig an die fünfteiligen Praeludien des norddeutschen Hochbarock von Dieterich Buxtehude (1637-1707) und anderen, erinnert, zum Ausdruck bringen soll:

Gegenseitiges Kennlernen (Takte 1 bis 4): Vivace delicato
Entwicklung der Liebe (Takte 5 bis 31): Adagissimo affetuoso, accelerando poco a poco, ritardando
feste Liebe (Takte 32 bis 43): a tempo Adagissimo affetuoso
Vereinigung (Takte 44 bis 53): Vivace delicato, endet Adagissimo
Ehe (Takte 54 bis 60): (Adagissimo) endet in einem aparten dissonanten Vierklang mit langer Fermate

„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ schrieb schon Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776 Königsberg – 1822 Berlin), „Wo die Worte aufhören, beginnt die Musik“ Heinrich Heine (1797 Düsseldorf – 1856 Paris), und „Musik spricht da, wo Worte fehlen“ Hans Christian Andersen (1805 Odense – 1875 Kopenhagen): dies zeigt sich auch in dieser Komposition, die emotional – trotz ihrer durchaus herben Tonsprache – mit allerdings doch einigem spieltechnischen Aufwand doch noch viel tiefer zu gehen vermag als die Worte des vorangestellten Programms vermitteln mögen.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 31.07.2025

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Alle Vögel sind schon da
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Komponist: Daniel Kunert
Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Celle 2025, 0325-04, 5,75 €, Mindestbestellmenge: 10 Exemplare
Besetzung: 3stg. gem. Chor SAM
Verlag: Daniel Kunert

Das beliebte Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ mit dem eingängigen Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) und der bekannten Melodie aus dem Liederbuch des Rauhen Hauses (1844) hat nach dieser Bearbeitung gerufen: singbar, abwechslungsreich, überraschend, fröhlich, lustig und weder lang noch langweilig, und zu Beginn auch mit humorvoll eingestreuten Sprechtexten.
So macht das Singen im Chor Spaß – wenn es auch einmal um heimische Singvögel gehen darf.

Der dreistimmige Satz kommt mit einer Männerstimme aus, erfordert nicht allzu viel Probenzeit, und der Text passt thematisch perfekt im Frühling.

Torsten Laux, April 2025

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Das Portal der Königin
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Autorin: Reni Weller
ISBN: 978-3-7693-2739-7, 14,99 €
Verlag: reniwellerbooks

Die Verpflichtungen nehmen überhand, alle Welt erwartet etwas von Ihnen? Und sie dürfen auf gar keinen Fall so sein, wie Sie wirklich sind?

In der Neuinterpretation des Märchens "Die zertanzten Schuhe" führt uns die Autorin in die historische Epoche des 18. Jahrhunderts und eröffnet eine nordeuropäische Welt für uns. Eine Welt des höfischen Lebens, der Musik, der Familienproblematiken, angefüllt mit Trauer, Liebe und Magie. Und ein kundiger Spiegelmagier schafft darin Freiräume für die eigene Entwicklung, für Musik, Medizin und Literatur.
Auch wenn "Das Portal der Königin" in diesem Fall nicht auf die Orgel Bezug nimmt, kommt Tastenmusik in reicher Vielfalt darin vor.

Reni Weller hat mit diesem Buch ein literarisches Werk geschaffen, das den Leser von der ersten bis zur letzten Leseminute fesselt. Die vorkommenden Personen sind so farbig beschrieben, dass es gar nicht schwer fällt, sich in deren Denkweise und ihr Leben hineinzuversetzen. Kenntnisreich und fantasievoll werden das Leben am Königshof, die Sehnsüchte der Beteiligten und die wundersamen Wege der Liebe und persönlichen Freiheit miteinander verwoben.

Fazit: Eines der besten Bücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.


PS: Zusätzlich zum Buch kann man auf der Webseite der Autorin auch noch in ihrem Blog stöbern oder zauberhafte Zusatzartikel erwerben. Auf jeden Fall einen Besuch wert!

Daniel Kunert
Celle, 06.08.2025


5 Choralbearbeitungen - Originals and more
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Komponistin: Emma Lou Diemer
Herausgeber: Herausgeber: Wüst, Gisbert
ISMN: 979-0-50224-582-5, 16,50 €
Besetzung: Orgel
Verlag: Certosa

Am 2. Juni 2024 starb in Santa Barbara (Kalifornien, U.S.A.) die in Deutschland noch wenig bekannte amerikanische Organistin und Komponistin Emma Lou Diemer (1927-2024). Nach gut 96 Lebensjahren hat sie mehr als 500 Werke hinterlassen, darunter sehr viele
Stücke für Orgel, wovon nun fünf besonders gut gelungene Miniaturen im Certosa Verlag erschienen sind.

Gregorianik und Kirchenlieder bildeten die Grundlage ihrer Musik für ihr eigenes Instrument, somit ist es naheliegend, dass einige Choralbearbeitungen vorgelegt wurden. Mit 1 bis 3 Seiten Notentext sind diese Choralvorspiele kurz genug für einen Gottesdienst
und gut genug für ein Konzert, dabei durchaus dankbar, sogar auf einmanualigen Instrumenten leicht spielbar und auch für nebenberufliche Organist:innen gut erreichbar.

„Unser Leben sei ein Fest“ besticht in der einfachen ostinaten Begleitung durch die Metrik des Latin (Rumba/Samba); „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ überrascht durch ausdrucksvolle Chromatik; „Ach bleib mit deiner Gnade“ ist nicht weniger ausdrucksstark; „O Welt, ich muss dich lassen“ ist geprägt von feinsinniger Melodik, die demütigen Weltschmerz sehr sensibel zum Ausdruck bringt; und schließlich bauscht sich „Christ ist erstanden“ durch eine sehr interessante Abwechslung verschiedener Parallelführungen sehr wirkungsvoll auf, sodass die insgesamt fünf Stücke in dieser Reihenfolge ein attraktives Angebot für ein Konzert darstellen können.

Torsten Laux
Kaiserslautern, 31.07.2025


Orgellandschaft Bregenzerwald & Kleinwalsertal
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Autoren: Rudolf Berchtel / Bruno Oberhammer
Egg 2025, 978-3-9504632-3-1
Verlag: Heimatpflegeverein Bregenzerwald

Der Bregenzerwald und das Kleinwalsertal werden vielen Menschen wohl eher aus touristischer Sicht ein Begriff sein. Die beiden Gebirgslandschaften sind für die, die Erholung suchen, etwas ganz Besonderes und die wenigsten Touristen werden bei dem Besuch der Gegenden an Orgelmusik oder Orgelbau denken. Die Naturlandschaft verleitet wohl eher zum Wandern und dem Lauschen der Klänge von Mutter Natur.

Nichtsdestotrotz kann der Musikfreund hier manche Schönheit fernab von Fauna und Flora erkunden. Und da mag das hier besprochene Buch „Orgellandschaft Bregenzerwald & Kleinwalsertal“ als Wegweiser dienen.

Das qualitativ hochwertig gearbeitete Buch bereitet dem interessierten Leser – sowohl Fachleuten als auch Laien – auf über 200 Seiten viel Freude. Nach umfangreichen Vorworten und sachdienlichen Hinweisen erfährt man Spannendes, Informatives, Lustiges, Wissenswertes und Orgelgeschichtliches über mehr als 30 „Königinnen“. Diese Orgeln werden keine Rekorde in Bezug auf Pfeifenmenge oder Größe aufstellen. Aber es sind alles wertvolle Orgeln, die im historischen Kontext erhaltens- und schützenswert sind und den Menschen vor Ort viel für ihre kulturelle Vielseitigkeit bedeuten.

Jedes Instrument wird umfassend geschichtlich betrachtet, dabei verdeutlicht manche Anekdote, dass die Autoren auch mit viel Herzblut bei der Sache waren. Zudem macht es die Texte gut lesbar und erleichtert das Studium des an manchen Stellen auch fachlich trockenen Stoffes. Ergänzt werden die Texte durch Fotos aller Orgeln (leider nur schwarz-weiß, vermutlich wären Farbfotos ein Preistreiber für das Buch gewesen) und 2 CDs, die dem Leser dann auch die klangliche Seite der Orgeln näherbringen.

Fazit: Ein Buch, dass nicht nur für Fachleute, sondern auch für interessierte Laien lesenswert ist, manches Neue entdecken lässt und ganz bestimmt Lust macht, die Gegend einmal als „Orgel-Tourist“ zu besuchen. Beachten Sie dabei lediglich, dass auch die Natur ihre schönen Seiten hat.

Daniel Kunert, Juli 2025

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Mondnacht
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Komponist: Daniel Kunert
Text: Joseph von Eichendorff
Celle 2025, 0125-04, 3,25 €, Mindestbestellmenge: 10 Exemplare
Besetzung: 3stg. gem. Chor SAM
Verlag: Daniel Kunert

Es war, als hätt´ der Himmel die Erde still geküsst“ – dieses bezaubernde Gedicht von Joseph von Eichendorff (1837) hat Daniel Kunert der eingängigen Melodie „Denn er hat seinen Engeln“ aus dem „Elias“ Opus 70 (1846) von Felix Mendelssohn-Bartholdy unterlegt und damit eine leicht singbare volksliedhafte Kontrafaktur geschaffen.

Anlass war die Trauerfeier für ein verstorbenes Chormitglied – und dafür kann dieses sehr einfache dreistimmige Chorstück mit nur einer Männerstimme und tief liegenden Frauenstimmen (Sopran b-es2, Alt g-b1) durchaus passend und geeignet sein.

Der Satz ist so klar, kurz, stark und transparent, dass er sogar im Freien gesungen werden könnte – ohne Begleitung, auch ohne Stimmgabel und in beliebiger Tonhöhe.

Torsten Laux, April 2025

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Portugiesische Orgelmusik 1540–1834
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Herausgeber: Gerhard Doderer und Miguel Bernal Ripoll,
Kassel 2025, BA11265, ISMN: 9790006579891, 42,95 €
Besetzung: Orgel
Verlag: Bärenreiter

Das Herausgeberduo Doderer/Ripoll setzt nach Auswahlausgaben von Cabezón und Cabanilles bei Bärenreiter seine erfolgreiche Arbeit zur weiteren Kenntnisnahme und Pflege iberischer Orgelmusik mit diesem Band alter portugiesischer Musik fort. Zwar sind in der Reihe Portugaliae Musica die Tastenwerke von Manuel Rodrigues Coelho, Carlos Seixas, Frei Roque da Conceição, João Domingos Bomtempo, José da Madre de Deus bereits einmal vorbildlich ediert worden, dazu eine Antologia de Organistas do Século XVI sowie Obras Selectas para Órgão (MS 964 da Biblioteca Pública de Braga), doch erschienen sind diese Bände bereits seit 1959 und wurden zeitbedingt hierzulande kaum nachgefragt. Ähnlich erging es weiteren kleinen Ausgaben Doderers u.a., denn die spezifische Orgelgeschichte Iberiens verlangt nun einmal eine sorgfältige Einarbeitung. Dazu kommt, dass es hier nur wenige adäquate Instrumente gibt, um diese Musik darzustellen.

Zur Einarbeitung bieten die beiden Herausgeber in diesem Band gründliche sachlich erstklassige Informationen auf nicht weniger als 12 Seiten Vorwort zu den Kompositionen (Formen und Komponisten), den liturgischen Funktionen und dem Orgelbau. Da Hinweise zur Spielweise (Ornamente und Verzierungen) nicht gegeben werden, verbleibt den Interpreten allerdings noch eine Aufgabe, ein wenig z.B. in Coelhos Susanna glosada ablesbar. Ein Kritischer Bericht mit dem genauen Quellenverzeichnis fehlt. Leider bilden die Faksimiles keine Stücke der Ausgabe dar.

Die Ausgabe bringt Werke von António de Baena, Helidoro de Paiva, António Carreira, Manuel Rodrigues Coelho, Diego de Alvarado, Diogo da Conceição, António Correa Braga, Gaspar dos Reis, Pedro de Araújo, Pedro de San Lorenzo, Carlos Seixas, João da Madre de Deus, Francisco de São Boaventura, Marcos António Portugal und José Marques e Silva. Formal sind es Versos, Tentos, Tentos de meio registro, auch Batalhen u.a. und schließlich Sonaten der Komponisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zuvor noch streng liturgische Musik bis in 18. Jh. hinein, ändert sich die Musik, bedingt durch den Wandel der Orgelfunktion zur reinen Begleitung des Chorgesangs, nun zu einem weltlichen Zweck. Die ersten Beispiele portugiesischer Orgelmusik sind 1540 überliefert, 1834 setzte die Säkularisation ihrer Tradition ein Ende.

Bemerkenswerte Stücke sind das Tento Con qué la lavaré von Carreira, das dem (zu singenden) Thema ein unabhängiges Tento hinzufügt, die durchaus virtuosen Magnificat-Versos von Coelho, die in gleicher Weise ausgeführt werden können, die umfängliche Batalha von Braga und die einige Spielarbeit verlangende Phantasie von Pedro de Araújo. Dass die Ausgabe sehr lesefreundlich ist, ist heute zwar selbstverständlich, dafür wird es aber schwierig sein, das große Format auf einigen alten Spieltischen stellen zu können. Nichtsdestotrotz ist der Band ein ganz großer Gewinn für alle, die sich näher mit alter portugiesischer Musik beschäftigen wollen.

Rainer Goede, Juni 2025

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